CI-Sommerfest & Sehen statt Hören

Der Gründer der Selbsthilfegruppe „SHG ECIK“, Andreas Frucht, der hörgeschädigt ist und eine CI-Tochter hat, veranstaltete am 06.07.2013 im Gehörlosenzentrum in Stuttgart ein Sommerfest für die Eltern mit ihren CI-Kindern. 10 Familien kamen, davon 20 Erwachsene und 20 Kinder. Von den 10 Familien waren zwei Familien mit hörenden Eltern, die Kinder sind allerdings CI-Kinder.

 

Im Gehörlosenzentrum befindet sich auch ein Garten. Über einen schmalen Gang gelangt man auf eine erhöhte Terrasse. Am Geländer waren viele Luftballons mit der Aufschrift „Taub und trotzdem hören“ angebunden. An der im Garten aufgestellten Pergola waren bunte Glühbirnen und Luftballons angebracht, so dass alles wie ein gemütlicher Biergarten aussah. Wir konnten auf Holzbänken an Biertischen sitzen. Auch eine Möglichkeit zum Grillen war vorhanden, die natürlich auch genutzt wurde. Neben der Pergola stand eine große alte Badewanne, die mit kaltem Wasser gefüllt war, sie diente als coole Kühlmöglichkeit für die Getränke.

 

Besonderheit:

Durch das Wochenend-Seminar (Anfang Juni) in Darmstadt wurde die TV-Sendung „Sehen statt Hören“ vom Bayerischen Rundfunk auf unsere Gruppe aufmerksam und interessierte sich für uns. Weil wir auch eine besondere Gruppe sind. Wir kommunizieren fast nur mit Gebärdensprache auch mit unseren CI-Kindern. Der Film wurde betitelt: CI und Gebärdensprache. Zwei Kameraleute, eine Autorin namens Elke Marquardt und der Moderator Thomas Zander, der sehr bekannt ist in der Gehörlosenwelt, drehten einen Film über uns.

 

Das Film-Team reiste zu unserem Sommerfest nach Stuttgart und es gab ein paar Interviews mit den Eltern. Auch einige CI-Kinder wurden befragt. Die Fragen gingen hauptsächlich über das CI und die Gebärdensprache. Wir luden auch fünf neutrale Hörgeschädigte, die eigentlich gar nichts mit dem CI zu tun haben und auch nicht zu unserer Gruppe gehören, ein. Weil wir auch zeigen wollten, dass zwischen der CI-Welt und der Gehörlosen-Welt in der Gegenwart immer weniger Auseinander-setzung stattfindet und immer mehr gegenseitiger Respekt geübt wird. Die Kritik der Gehörlosen auf die mit CI versorgten Menschen ist nicht mehr scharf.

Während die Interviews gemacht und gefilmt wurden, konnten die CI-Kinder spielen. Bei ihren Spielen wurden zwei Gruppen eingeteilt. Es spielten die Jungs gegen die Mädchen. Die Kinder saßen sich am Tisch gegenüber. Als erstes Spiel wurde ein Wattebausch durch Pusten auf dem Tisch bewegt. Fiel der Wattebausch bei den Jungs vom Tisch herunter, so zählte dies als ein Tor für die Mädchen. Danach sollten mittels eines Strohhalms Wattebäusche weitergegeben werden. Dann wurden mit Essstäbchen Gummibärchen von einem Teller aufgenommen und auf Servietten abgelegt. Nun folgte ein Konzentrationsspiel, es sollte ein Mikado-Stäbchen aus einer bestimmten Höhe in eine Colaflasche fallen gelassen werden.

 

Die Kamerafrau trug die große Filmkamera auf der Schulter. Ihr Kollege hielt das Mikrofon, das an einem langen Stab angebracht war, fest. Abwechselnd wurde gefragt durch die Autorin (in der Lautsprache) und durch den Moderator (in der Gebärdensprache). Nach den Fragen wurde die Kinder überall gefilmt, besonders die Hände der Kinder: weil sie alle gebärdeten.

 

Es gab leckeres Essen: gegrillte Rote Wurst und Nürnberger Würste, ein Salatbüffet von mitgebrachten Salaten war auf dem Tisch aufgebaut: Schichtsalat, Tomatensalat, Gurkensalat, grüner Salat und Nudelsalat.

Nach dem gemütlichen Essen gingen die Spiele der CI-Kinder weiter: Brezeln waren an einer Schnur, aufgehängt und mussten geschnappt werden, Luftballons wurden auf einem Löffel transportiert und man musste dabei um einen Baum laufen, natürlich um die Wette mit einem anderen Kind. Das letzte Spiel war lecker, es sollte ein Mohrenkopf ohne Hände aufgegessen werden.

Ganz sicher haben die Kinder die Spiele sehr genossen und sie mussten dabei auch immer wieder lachen. Ihre Gesichter haben gestrahlt. Ein paar der Kleinkinder waren immer wieder erstaunt und fragten sich, was die Leute da machen.

 

Danach gab es Geschenke für die Kinder von der Give-Away von CI-Firmen. Sie bekamen Kugelschreiber, Malstifte, einen kleinen Drachen in einer Umhängebox sowie eine rote kleine Tasche.

Nach dem Essen waren ein paar Väter in der Küche und spülten die Teller und die Bestecke.

 

Als die Filmaufnahmen zu Ende gingen, das Film-Team abreiste und auch die Spiele für die Kinder beendet waren, wollten die Eltern auch ihren Spaß haben. Mütter spielten gegen Väter. Es wurde der Mohrenkopf ohne Hand aufgegessen, die Watte mit dem Strohhalmtransportiert usw. Es war auch Lachen, Gemeinschaftsgefühl und Entspannung angesagt.

Genau eine Woche später, am Samstag wird im Fernsehen bei der Sendung „Sehen statt Hören“ der Beitrag über uns ausgestrahlt.

 

Fazit:

Wir sind immer noch sicher, dass wir es einfach wichtig finden, dass unsere CI-Kinder auch die Gebärdensprache brauchen. Auch wenn sie gut hören und sehr gut sprechen können. Für ihr Herz und ihre Seele ist die Gebärdensprache immer ihre Muttersprache. Für uns als hörgeschädigte Eltern ist es auch wichtig, in der Familie mit den CI-Kinder gut miteinander kommunizieren zu können.

In Baden-Württemberg sind die Gehörlosen und die CI-Leute eine gute Gemeinschaft, es gibt keine starken Schranken mehr.

 

Für die Eltern war es schön zu sehen, wie sich die CI-Kinder gut verstanden und zusammen schön gespielt haben.

 

Der sonnige Tag in Stuttgart auf dem Sommerfest im Gehörlosenzentrum war einfach gelungen.

 

Geschrieben von Katrin Kovac

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