05. - 07. Juni 2009

2. CI-Wochenendseminar in Hannover

Es war ein erfolgreiches Wochenendseminar für hörgeschädigte Eltern mit "CI-Kindern", das im CI-REHA-Zentrum Hannover stattfand. Über den Ablauf dieser Veranstaltung möchte ich nun gerne berichten.

Vor einem Jahr fragte mich mein alter Freund Jan Haverland, Leiter der SHG Nord, ob wir nicht gemeinsam ein Wochenendseminar für hörgeschädigte Eltern-egal ob schwerhörig, gehörlos oder mit CI-mit "CI-Kindern organisieren wollten.

Sinn dieses Seminars sollte ein Erfahrungsaustausch der Teilnehmer sowie Infos von einzuladenden Referenten, z.B.CI-Technikern, Ärzten, Uni-Professoren usw. mit anschließender Diskussion sein.

Dieses Seminar sollte nach Violau (2004) die erste bundesweit ausgeschriebene Veranstaltung sein, damit man sich über die regional unterschiedlichen Erfahrungen austauschen können.

Nachdem ich mir alle Argumente Jan`s angehört hatte, sagte ich ihm spontan meine Hilfe zu.

Wir hatten 365 Tage Zeit um alles gut vorzubereiten. Also viel Zeit-dachten wir so-.

Wir krempelten die Ärmel hoch und starteten die Vorbereitungen. Zuerst skizzierten wir die Abläufe für Freitag bis Sonntag, wer die Vorträge über welche Themen halten sollte, wieviele Referenten wir benötigten und wie lange jeweils ein Vortrag dauern sollte.

Unsere Entwürfe wurden fleißig zwischen Backnang (BW)und Hamburg ausgetauscht. Dies ging dank email zügig und gut. Da wir uns in dieser Zeit nur zweimal persönlich gesehen haben, während unsere Kinder ihre 3tägige REHA in Hannover absolvierten, waren die Emails unser bester Kontakt.

Plötzlich fiel uns ein, dass noch Seminarräume und Schlaf- und Aufenthaltsräume für die Teilnehmer reserviert werden müssen. Wir merkten, dass die Zeit immer schneller voranschritt und 365 Tage nichts bei so einer Vorbereitung sind.

Zu diesem Zeitpunkt fand im Februar die SHG-Leiter-Hauptversammlung in Bad Hersfeld statt. Dort setzten wir uns mit dem Vorstand und der Geschäftsstelle des DCIG zusammen, um noch mal alle Punkte des Wochenendseminars zu besprechen. Das DCIG sagte uns ihre volle Unterstützung zu. Sie kümmerten sich um die Einladungen an die Eltern, besorgten die Gebärdensprachdolmetscher und steckten den finanziellen Rahmen des Seminars ab.

Ab Ostern hatten Jan und ich fast täglich Kontakt miteinander, mit dem DCIG und dem CI-REHA-Zentrum in Hannover. Die Uhr tickte immer schneller und das Seminar nahte mit Riesenschritten!

Ende April hatten sich 12 Familien angemeldet. Wir hatten noch 34 Tage Zeit um zu überlegen wer die Kinderbetreuung übernehmen soll. Eine Mitarbeiterin des REHA-Zentrums

war bereit mit 3 Freundinnen diese Aufgabe zu übernehmen

Eine Woche vor Beginn der Veranstaltung reiste meine Familie und ich nach Hannover zu meinen Eltern. Von dort organisierte ich die Bestellungen für Speis und Trank.

Dann am Freitag den 5.Juni wartete ich um 12.00Uhr im REHA-Zentrum auf Jan, um die nun allerletzten Vorbereitungen zu treffen. Um 11.20Uhr, 40 Minuten früher als geplant kam Jan mit tonnenscheren Auto im Zentrum an. Wir bauten sein mitgebrachtes Zelt auf und hatten damit unsere Vorbereitungen abgeschlossen.

Drei Wohnheime standen den Teilnehmern zur Verfügung, jeweils mit Schlafräumen Wohnzimmer und Küche. Im Festzelt haben wir gemeinsam gegessen, getrunken und uns gemütlich unterhalten, was nach den Referaten sehr förderlich war.

Bis 16.00 Uhr waren alle angemeldeten Familien aus den Räumen Nürnberg, Hamburg, Osnabrück, Braunschweig, Stuttgart, Regensburg, Traunstein und Iserlohn eingetroffen.

Die Leiterin des CI-REHA-Zentrums, Frau Dr.Eßer-Leyding begrüßte uns und jeder Teilnehmer stellte sich vor und steckte auf einem großen Deutschlandposter jeweils eine Nadel an den Ort wo er wohnt und wo sein "CI-Kind" mit welcher Fabrikat operiert wurde.

Anschließend berichtete Frau Dr.Eßer-Leyding über die Rehabilitation im CIC "Wilhelm-Hirte" Hannover.

Zum Abendessen halfen alle Eltern Geschirr und Lebensmittel ins Festzelt zu bringen und anschließend wieder abzuräumen."Do it yourself" verbindet und half mit die Kontakte unter den Familien zu intensivieren. Bis spät in den Abend hinein wurde bei angenehmen Temperaturen diskutiert und die Zeit verging im Fluge.

Dann am Samstag hatte sich die Sonne hinter dichten Wolken versteckt. Um 8.00 Uhr wurde gemütlich gefrühstückt und mit frischem Schwung ging es um 9.00 Uhr in den Seminarraum, der Vortrag von Frau Prof. Dr.Lesinski-Schiedat von der MHH war angesagt. Sie hatte ihren kleinen Sohn mitgebracht. Sie beschrieb ihre Arbeit an der MHH sehr anschaulich mit bildhaften Präsentationen. Ihr Referat fand sehr große Aufmerksamkeit. Sie bedauerte, dass sie für die anschließenden Fragen der Teilnehmer keine Zeit hätte, da sie noch einen dringenden familiären Termin hätte. Sie wäre aber bereit am Sonntag noch einmal vorbei zu kommen.

Nach einstündiger Kaffepause fand um 11.00 Uhr der nächste Vortrag statt.

Herr Vogel, Leiter des CIC Schleswig-Kiel sprach über seine Arbeit in der Rehabilitation, wie aus seiner Sicht die Arbeit mit "CI-Kindern" abläuft. Er machte klar, dass die Rehabilitationen bundesweit nicht gleich sind, aber das gleiche Ziel haben. Danach wurden wieder viele Fragen gestellt.

Um 12.30 Uhr ging es in die Mittagspause. Es gab die Lieblingsmahlzeit der Kinder: Spagetti mit Bolognese. Während dieser Zeit besorgte ich mit Karin Haverland Fleisch und Würstchen für das geplante abendliche Grillen. Nachdem auch wir Zwei gegessen hatten, begab ich mich in den Seminarraum, um zu prüfen, ob alles für das nächste Referat vorbereitet war. Aber welch ein Schreck, der Raum war bis zur Decke mit Helium gefüllten Luftballons ausgefüllt! Der Raum sah aus, als stände man im Urwald. Da stand Franz Hermann mit der Gasflasche und sagte: „Diese Ballons waren für eine "Spaßaktion" der Kinder gedacht.“

Zur Freude der Kinder blieben einige Ballons schon in den in der Nähe stehenden Bäumen hängen.

Pünktlich um 14.00 begann der CI-Techniker Herr Hornbostel vom CIC-Hannover seinen Vortrag. Er erklärte uns, wie wichtig sein PC in Verbindung mit dem jeweiligen CI der Kinder ist. Damit kann er genau überprüfen, wie laut oder leise er das angeschlossene CI einstellen muss. Herr Hornbostel erklärte die Funktionen des CI sehr gut den Seminarteilnehmern und ging auch gern auf die anschließend gestellten Fragen ein.

Nach der Kaffepause sollte um 16.00 Uhr ein dazu eingeladener Techniker über Remote fitting berichten. Leider ist dieser Techniker aus unerfindlichen Gründen nicht gekommen! So sprang Jan Haverland ein und erklärte uns den Begriff Remote fitting: das CI wird per Internet überprüft durch eine Verbindung Zwischen CI-Träger, CI-Techniker und HNO-Arzt vor Ort. So kann die Lautstärke und Funktion des Geräts ohne weite Wege gesteuert werden. Bisher läuft allerdings noch die Testphase und es sind noch keine Ergebnisse bekannt.

Um 18.00 Uhr startete dann der große Grillabend .Leider fing es da an zu nieseln. Die Mütter und Väter an den Grillgeräten hatten etwas unter der Feuchtigkeit zu leiden, aber die gute Stimmung ließ sich niemand verderben. Es wurde wieder bis tief in die Nacht diskutiert. Allgemeine Tendenz der Teilnehmer: Es hat sich gelohnt nach Hannover zu kommen!

Nach dem sonntäglichen Frühstück berichtete um 9.00 Uhr Frau Prof. Dr. A.Leonhardt vom LMU von ihren Projekte mit gehörlosen Eltern und stellte vorab die Broschüre vor: Informationen für gehörlose und schwerhörige Eltern über das Cochlear Implantat für Kinder.

Viele Familien hatten diese solche Broschüre damals vor der CI-OP vermisst. Diese Broschüre ist neutral und einfach mit vielen Bildern sehr verständlich.

Um 11.00 Uhr kam, wie versprochen, nochmals Frau Prof. Dr. Lesinski-Schiedat zur Abschlussdiskussion. Über 1 1/2 Stunden beantwortete sie Fragen der Eltern und man konnte deutlich das Engagement der Ärztin spüren

Um 12.30 mussten wir die Diskussion leider abbrechen und zum Mittagessen bitten.

Es gab Kartoffelsalat mit Bockwürsten. Danach startete der Aufbruch, da viele mit der Bahn angereist waren wurde die Zeit zum Abschied nehmen doch recht knapp.

Wir, d.h. Jan Haverland und ich, möchten uns an dieser Stelle nochmals bei allen bedanken, die uns unterstützt haben. Wir glauben, dass dieses (unser) 1.Seminar recht erfolgreich war.

Das Feedback durch die Eltern lässt uns das zumindest annehmen. Sie haben uns angeregt, doch im nächsten Jahr ein 2.Seminar zu veranstalten und dann zur Abwechslung mal in Süddeutschland. Wir wären dazu gern bereit.

Nochmals vielen Dank an DCIG; CIC-Hannover, allen Referenten und natürlich den Eltern für ihre Unterstützung!

 

Andreas Frucht